Ein Kopf voller Gedanken

Wer bist du?

Gedanken über Bas Kasts Roman „Das Buch eines Sommers“ 

„Erkenne, wer du im Kern deines Lebens bist.

Und dann werde es.“

Ein Zitat von Pindar, einem griechischen Dichter.

Gelesen in Bas Kasts Roman „Das Buch eines Sommers“.

Ein wirklich empfehlenswertes Buch.

Leicht zu lesen, aber mit viel Tiefe.

Mich hat es zum Nachdenken gebracht.

Neu herausgefordert.

Wieder einmal motiviert.

Das Leben nicht zu verschwenden.

Das Totsein zu Lebzeiten zu besiegen.

Zeit mit dem zu verbringen, was mir wichtig ist.

Wirklich wichtig ist.

Ich bin eine sehr schnelle Person.

Oftmals ungeduldig.

Ich haste oft von einem Moment zum anderen.

Kann den einen Moment nicht genießen.

Weil ich schon an den nächsten denke.

Als würde dieser das große Glück bereithalten.

Aber im nächsten Moment denke ich schon wieder an den übernächsten.

Dadurch entsteht Hektik.

Ständige Eile.

Und schließlich Unzufriedenheit.

Weil ich das Genießen vergesse.

Am Leben vorbeilebe.

„Menschen sind rastlos, weil sie das Glück nicht finden.“

So Bas Kast.

Und ich fühle mich ertappt.

Rastlos – ja, das bin ich häufig.

Auf der Suche nach dem Glück – auch das.

Aber warum eigentlich?

Warum genieße ich nicht mehr meine Lebensmomente?

Es gibt doch so viele wunderbare davon.

Warum muss das einkaufen schnell gehen?

Könnte ich es nicht als qualitative Zeit mit meinen Kindern sehen?

Warum ärgere ich mich über den Stau?

Könnte ich die Zeit nicht einfach genießen mit einem guten Podcast?

Warum nervt es mich, dass unsere Kinder nicht direkt einschlafen, wenn sie im Bett liegen?

Könnte ich es vielleicht einfach als wichtige Zeit für meine Kinder sehen?

Warum mache ich meine Sporteinheiten so schnell wie möglich?

Könnte ich es nicht als wertvolle Zeit für mich und meinen Körper sehen?

Bas Kast rät, seine Zeit so zu verwenden, wie man sie verwenden WILL.

Warum tun wir uns so schwer damit?

„Warum stehen wir nicht in engerem Kontakt zu uns?“

Stehst du in engem Kontakt mit dir selbst?

Hast du erkannt, wer du im Kern deines Wesens bist?

Warum fällt uns das so schwer?

„Welche Ideale hindern dich daran, zu deinem wahren Kern vorzudringen?“

Ich finde es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken.

Weil es um UNS geht.

Um unser Leben.

Warum fällt es uns denn nun so schwer?

Warum haben wir oft den Kontakt zu uns selbst verloren?

Bas Kast beschreibt, dass dies schon als Kind anfängt.

Wie oft müssen Kinder hören:

„Ist doch nichts passiert!“

Wenn sie sich verletzt haben.

Etwas für sie Schlimmes passiert ist.

Aber woher wissen WIR das eigentlich?

Es geht doch um die Gefühle des Kindes.

Das Kind lernt also, „den eigenen Sinnen nicht über den Weg zu trauen“.

In der Schule geht es gerade so weiter.

„Wir unterdrücken unsere innersten Neigungen zugunsten eines Lehrplans.“

Das Schulsystem interessiert sich nicht für unser wahres ICH.

Und dabei spreche ich aus Erfahrung.

Weil ich selbst Lehrerin bin.

Jeden Tag damit kämpfe, dass alles so starr ist.

So voller Regeln, Zurechtweisungen, Strafen.

Jede und jeder muss zur genau gleichen Zeit das genau Gleiche machen.

Das Individuum mit seinen Interessen verschwindet aus dem Blick.

In der Arbeitswelt sind wir schließlich ein Rädchen im System.

Wir müssen funktionieren.

Unsere Leidenschaften gehen oftmals verloren.

Vor allem wenn uns unser Job keinen Spaß macht.

Wenn das einzige Ziel die finanzielle Absicherung ist.

Vor allem Männer mit Familie meinen oft, dass das ihre Aufgabe ist.

Mehr Zeit und Energie für die Firma.

Mehr Geld für die Familie.

Wertvolle Zeit mit Kindern und Partnerin bleibt dabei auf der Strecke.

Ist es das, was wir wollen?

Ist dies unser wahres ICH?

„Womit hättest du gern mehr Zeit verbracht?“

„Was ist das Wichtigste für dich im Leben?“

Nehmen wir uns doch einen Augenblick Zeit.

Zeit für diese wichtigen Fragen.

Um zu unserem Kern vorzudringen.

Bas Kast rät in seinem Buch, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden.

Bist du dir dessen bewusst?

So kann das Leben wieder kostbarer werden.

Wie wäre es, „jeden Augenblick des Lebens wieder zu spüren“?

Jetzt, genau, diesen Moment?

Wie fühlst du dich?

Was denkst du?

Was ärgert dich?

Wo bist du gerade?

Ein interessanter Gedanken lässt mich nicht mehr los:

„Wer hat mehr Angst vor dem Tod?

Ein Mensch, der ein erfülltes, glückliches Leben führt?

Oder ein Mensch, der vor lauter Geschäftigkeit nicht zum Leben gekommen ist?“

Ich habe es in letzter Zeit selbst gemerkt.

Ich habe zu viel gearbeitet.

Mir zu viele Gedanken um alles gemacht.

Es hat mich ausgelaugt.

Dazu geführt, dass ich fünf Tage lang starke Kopfschmerzen hatte.

Und dann erkannt.

So kann es nicht weitergehen.

Ich brauche mehr Zeiten für mich.

Für meine Familie.

Meine Freund*innen.

Und zwar ohne Handy.

Ohne Denken an die Schule oder unseren Lebensplaner.

Einfach sein.

Den Moment genießen.

Mein Ziel für den Monat November.

Gar nicht so einfach.

Zumindest für mich.

Wie geht es dir damit?

Wie schön wäre es, wenn es mehr echte Menschen gäbe.

Die sind, wer sie vom Kern ihres Wesens her wirklich sind.

Lasst uns unsere Kinder begleiten.

Mit dem richtigen Rüstzeug ausstatten.

„Um ihre eigenen Träume realisieren zu können“.

Von uns selbst abzusehen.

Sich stattdessen auf diese einmaligen Wesen einzulassen.

Sie zu unterstützen, ihren Wesenskern zu entfalten.

Das will ich mir vornehmen.

Jeden Tag neu.

Meine Kinder beobachten.

Ihre Gefühle wahrnehmen.

Sie vor lauter Geschäftigkeit nicht ignorieren.

Ihre Lebhaftigkeit liebgewinnen.

Erst letztens fuhren wir mit unseren Kindern Zug.

Wir hatten Respekt davor.

Ob sie wohl „brav“ sein würden?

Aber warum wollen wir das eigentlich?

Genau zu dieser Zeit las ich das Buch.

Und Bas Kast beschrieb genau diese Situation.

Und stellte dann die Fragen:

„Warum hat die Natur Kinder lebhaft gemacht?

„Warum kommen wir nicht alle gleich als Erwachsene zur Welt?

Brav und vernünftig?“

Das entspannte mich etwas.

Weil Kinder einfach Kinder sind.

Und das ist gut so.

Sie müssen nicht still sitzen können.

Nicht ihre lautstarken (Jubel)Schreie unterdrücken.

Das Wichtigste sind einfach die eigenen Gefühle.

Das Vertrauen in sich selbst.

Dieses zu erlernen und nicht zu verlieren.

Sich selbst kennenlernen.

Erfahren, wer man ist.

Wer bin ich?

Wer bist du?

 

 


QUELLE: Bas Kast “Das Buch eines Sommers” (alle kursiv gedruckten Sätze habe ich wortwörtlich zitiert)


Eine passende, auch im Buch zitierte Geschichte dazu ist die Geschichte des kleinen Elefanten von Jorge Bucay:

Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Grösse und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuss an einen kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz ausser Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureissen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreiten und fliehen konnte. Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute. Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?

Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil der dressiert sei. Meine nächste Frage lag auf der Hand: „Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?“ Ich erinnerte mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergass ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten.
Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden: Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.

Ich schloss die Augen und stelle mir den wehrlosen neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt.
Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten… Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt. Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann. Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt. Und das Schlimme dabei ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

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