Ein Kopf voller Gedanken

Rennen

Gedanken über Achtsamkeit, ein zu viel an Leben und Hautausschlag

Ich renne.

Wir rennen.

Viele rennen.

Dem Leben hinterher.

Dem Leben voraus.

Dem Leben davon.

Ohne innezuhalten.

Atemlos.

Entdeckend.

Wofür?

Warum?

Aus welchem Grund?

Getrieben.

Ich bin getrieben.

Wir sind getrieben.

Von Selbstoptimierung.

Dem Wunsch, alles mitzuerleben.

Alles mitzunehmen.

Das Maximum herauszuholen.

Aus dem Familienalltag.

Meiner Freizeit und Arbeit.

Zeit mit lieben Menschen.

Bloß nichts verpassen.

Überall dabei sein.

Das Leben genießen.

Kleine Pausen gönnen.

Sich kurz entspannen.

Und dann weitermachen.

Genauso wie davor.

Ohne etwas zu verändern.

Die nächste Pause kommt bestimmt.

Die Massage ist gebucht.

Ein Wochenende mit Freundinnen.

Yoga wird praktiziert.

Doch ich renne immer noch.

Pausenlos.

Zu meinen Pausen.

Durch meinen Alltag.

Und plötzlich antwortet mein Körper darauf.

Hautausschlag an den Armen.

Aus dem Nichts.

Aus dem Nichts?

Nichts kommt von nichts.

Alles hat einen Ursprung.

Einen Grund.

Eine Ursache.

Mein Hautarzt ist überfragt.

Kennt er so nicht.

Bohrt ein Loch in meinen Arm.

Zur Untersuchung.

Feststellung.

So lange werden die Symptome behandelt.

Cortison auf die roten Stellen.

Warten auf das Ergebnis.

Richtig hoffnungsvoll bin ich nicht.

Werden wir die Ursache herausfinden?

Was, wenn es keine physische Indikation gibt?

Wenn sie psychischer Natur ist?

Wenn Stress die Ursache ist?

Ein zu viel an Leben?

Living on the edge.

Könnte sein, muss aber nicht.

Aber lässt sich das überhaupt feststellen?

Was müsste ich verändern?

Wie ließe sich mein Stresslevel minimieren?

Gefällt es mir nicht auch einfach so, wie es ist?

Die Arbeit bereichert mich.

Meine Familie liebe ich.

Treffen mit Freundinnen brauche ich.

Mein Sport ist mir wichtig.

Ich mag mein Leben.

Die Dinge, die ich mache.

Ungern will ich davon etwas streichen.

Aber mein Körper spricht irgendeine andere Sprache.

Und ich bin nicht die Einzige.

Der es so geht.

Die rennt.

Und deren Körper Signale sendet.

Erbrechen.

Mandelentzündung.

Bandscheibenvorfall.

Bauchkrämpfe.

Rückenschmerzen.

Migräne.

Unser Körper sucht sich sein Sprachrohr.

Er will uns aufmerksam machen.

„Stopp – so geht es nicht weiter!

Du machst mich kaputt.

Siehst du das nicht?

Warum muss ich es dir so zeigen?

Das ist doch unangenehm!

Oder magst du juckende Stellen auf der Haut?

Magst du es zu erbrechen?

Genießt du deine Bauchkrämpfe?

Stehst du auf Schmerzen?

Nein?

Dann hör auf damit.“

Ja, aber womit?

Was ist denn nun die Lösung?

Was sollte verändert werden?

Wie lässt sich das „zu viel an Leben“ reduzieren?

Ich habe ein Buch gelesen.

„Die Happiness Lüge“ von Anna Maas.

Gefühlt ist die Autorin meine Seelenverwandte.

Sie hat mir direkt in mein Herz gesprochen.

Sie macht sich in diesem Buch viele Gedanken.

Über „Toxic Positivity“.

Vergiftete Positivität.

„Wenn positives Denken toxisch wird.“

Beleuchtet dabei viele unterschiedliche Themen.

Diskriminierung.

Frauenbilder.

Trauerbewältigung.

Spiritualität.

Gefühle.

„Wie es mir gerade wirklich geht?

Puh, keine Ahnung.“

So eine Kapitelüberschrift.

Wer weiß darüber Bescheid?

Wie es mir wirklich geht?

Ich selbst?

Mein Partner?

Meine Freundinnen?

Wie oft stelle ich mir denn diese Frage?

Wer interessiert sich denn wirklich dafür?

Überspielen wir die Antwort nicht oft?

Auf der Suche nach dem Glück.

Suchen unser Glück im Außen.

Suchen nach „Mehr“.

Nach mehr Glück.

Mehr Anerkennung.

Mehr Wissen.

Mehr Professionalität.

Unser Smartphone bietet uns das Mehr.

Wahrscheinlich.

Eigentlich.

Oberflächlich.

Wir erfahren die neusten News.

Können das Glück der anderen beobachten.

Uns unsere Langeweile vertreiben.

Alles recherchieren.

Uns professionalisieren.

„Jede zeitliche Lücke des Tages wird mit Input ausgefüllt.

Input, der mich daran hindert, ein paar Minuten in mich hineinzufühlen.

Zu schauen, was in meinem Leben eigentlich gerade passiert.

Selbst wenn es nicht so spannend ist.“

So Anna Maas.

Was hindert mich daran?

Zu schauen, was in meinem Leben passiert?

Was hält mich davon ab?

Warum mache ich es nicht einfach?

Mein Leben unter die Lupe nehmen.

In mich hineinfühlen.

Mich fragen, wie es mir geht.

Mein Leben im Blick.

Meine Gefühle im Fokus.

Mein Herz entdecken.

Ohne dabei egoistisch zu werden.

Nur an sich selbst zu denken.

Losgelöst von anderen Menschen.

Nur wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein.

Wirklich gut.

Wenn ich meine Bedürfnisse kenne.

Sie erkenne.

Strategien weiß, die mir helfen.

Und nicht nur verdränge.

„Selfcare-Techniken sind gesund.

Sie werden (jedoch) toxisch.

Wenn man danach genauso weitermacht wie zuvor.

Wenn man nichts aus den Signalen des Körpers gelernt hat.

Wenn der Stress einfach weitergeht.“

So Anna Maas.

Der Stress wird verdrängt.

Durch Selfcare.

Eine Pause wurde gemacht.

Kurz innegehalten.

Durchgeatmet.

Die Glückshormone sind wieder da.

Der Stress abgebaut.

Danach geht es weiter.

Genauso wie zuvor.

Die Pause tat gut.

Habe ich dabei aber wirklich in mich hineingehört?

Habe ich meine Bedürfnisse erkannt?

Habe ich mir Strategien überlegt, wie ich diese erfüllen kann?

„Statt die eigenen Emotionen ständig zu unterdrücken, ist es besser sie anzunehmen.

Zu reflektieren.

Die dahinterliegenden Bedürfnisse zu verstehen.“

Puh, gar nicht so einfach.

Manchmal vielleicht auch schmerzhaft.

Und kostet auch wieder Zeit.

Kann aber geübt werden.

Zur Gewohnheit werden.

Automatisiert.

Und es ist so wichtig.

Für uns.

Unsere Gesundheit.

Vorbeugend für Abhängigkeiten.

Wir suchen immer ein Ventil.

Wenn etwas nicht gelingt.

Wenn es uns nicht gut geht.

Wir zu sehr gestresst sind.

Wie gut wäre es, immer zu wissen, wie es mir geht.

Wirklich geht.

In Kontakt mit mir sein.

Anzeichen erkennen.

Bereit sein, Dinge zu ändern.

Drei Mal die Woche habe ich eine Morgenroutine.

Ich stehe früher auf als der Rest meiner Familie.

Zeit für mich alleine.

Mache Fitnessübungen oder Yoga.

Lese und bin kreativ.

Schreibe in meinen Lebensplaner.

Meinen Lebensblick.

Mein Leben im Blick.

Plane und reflektiere meine Woche.

Was sind meine Ziele?

Meine Aufgaben?

Gewohnheiten?

Wofür bin ich dankbar?

Was war mein Glanzlicht der Woche?

Dafür ist Platz.

Für meine Gefühle jedoch nicht.

Zumindest wird nicht explizit danach gefragt.

Kein Platz für „Wie geht es mir?“

Wie geht mir gerade wirklich?

Was sind eigentlich meine Werte?

Was meine Bedürfnisse?

Verfolge ich sie?

Oder eher nicht?

Auf dem Visionboard unseres Planers, den Lebensvisionen ist Platz dafür.

Platz für meine Werte.

Meine Ideen.

Visionen.

Aber halt nicht täglich oder wöchentlich.

Wie oft stellst du dir diese Fragen?

Wie oft stelle ich sie mir?

Ehrlich gesagt selten.

Oder sogar nie.

Ich notiere mir viel.

Aber nicht, wie es mir geht.

Eigentlich verrückt.

Denn es geht ja um mich.

Um meine Gedanken.

Mein Wohlbefinden.

Meine Psyche.

„Emotionstagebuch“ nennt es Anna Maas.

„Den Status quo mal wieder wahrnehmen.“

Eigentlich so einfach.

Nicht mal 5 Minuten am Tag.

Ich habe meinen Planer jetzt damit ergänzt.

Einen Platz auf der Wochenseite dazu gezeichnet.

Mit der Frage: „Wie geht es mir?“

Ich bin gespannt, was das bewirkt.

Ob es was verändert.

Wie ich mich wahrnehme.

Mich wirklich beobachten.

Meine Gefühle erkennen.

Signale deuten.

Im Podcast „Hotel Matze“ war die Psychotherapeutin Franca Cerutti zu Gast.

Auch sie sprach davon.

Dass unser Körper oft das Sprachrohr unserer Psyche ist.

Und dass wir lernen sollen, uns besser zu verstehen.

Den Schmerz früher erkennen.

Die Stresssignale hören.

In uns reinfühlen.

Und zwar richtig.

Sie empfiehlt, sich immer wieder zu reflektieren.

Rechtzeitig.

Nicht erst, wenn man ausgebrannt im Bett liegt.

„Wo fühlst du das?

Wie fühlt sich das an?

Was könnte das für ein Gefühl sein?

Sich kennenlernen.

Wo im Körper spürst du das?

Bei welchen Gelegenheiten?

Sich gut beobachten.

Zusammenhänge herstellen.

Worte finden.

Damit das nicht der Körper machen muss.

Irgendetwas ausdrücken.

Oder die Spannung in sich halten.

Oder krank werden.

Je besser ein Mensch in der Lage ist.

Gefühle zu fühlen und zu sortieren.

Was ist das für ein Gefühl?

Desto weniger schlägt sich das körperlich nieder.

Sich beobachten und kennenlernen.

Ein Gefühl für die eigene Belastungsgrenze entwickeln.

Was zeigt dir im Kleinen, dass du gestresst bist?

Dass du dein Limit erreicht hast?

Nicht erst wenn du den Hexenschuss hast.“

Die Folge mit Franca Cerutti ist wirklich sehr zu empfehlen.

Jetzt bleibt die Frage:

Wie schaffe ich das?

Wie integriere ich das in meinen Alltag?

Wie kann ich lernen, auf mich zu achten?

Wie mich kennenlernen?

Meine Signale deuten?

Wahrscheinlich ist die Antwort darauf sehr individuell.

Für jede Person kann sie anders aussehen.

Ich für mich nehme mir vor:

Die Frage „Wie geht es mir?“ kommt in meinen Lebensplaner.

Jede Woche stelle ich sie mir damit dreimal automatisch.

Mein Emotionstagebuch.

Außerdem lege ich mein Handy öfter zur Seite.

Oder schaue nicht drauf.

Vertreibe mir nicht jede Wartezeit mit Instagram.

Muss nicht gleich jede Nachricht beantworten.

Auch mein Diensthandy.

In die Schublade rein.

Flugmodus an.

Und kleine unerwartete Pausen genießen.

Auf dem Sofa sitzen und beobachten.

Wenn die Kinder spielen und mich gerade nicht aktiv brauchen.

Einen Kaffee trinken.

Wenn die Schüler*innen selbständig arbeiten.

Die Umgebung betrachten und aufnehmen.

Wenn ich in der Bahn sitze.

Durchatmen.

Die kleinen Pausen annehmen.

Nicht alle Momente bis zum Maximum ausfüllen.

Beobachten.

Da sein.

Den Moment fühlen.

Schon oft gehört.

Für mich sehr schwer.

Zur Ruhe kommen.

Als Gewohnheit.

Und nicht erst wenn es zu spät ist.

In Beziehung mit mir selbst sein.

Mich wahrnehmen.

Und ernstnehmen.

Lieben.

Nur rennen wenn es notwendig ist.

Dem Leben nicht hinterherrennen.

Ihm entgegenrennen.

In das Leben hineinrennen.

Und es umarmen.

 


Links:

Website von Anna Maas: https://www.anna-maas.de

Unser Lebensplaner “Lebensblick”: https://www.lebensblickplaner.de

Podcast Hotel Matze: https://mitvergnuegen.com/hotelmatze/

Folge mit Franca Cerutti auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=ooDbLcc0PsQ

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