Ein Kopf voller Gedanken

Manchmal frage ich mich…

Gedanken über unsere große kleine Welt

Manchmal frage ich mich, ob sich wohl nie etwas ändern wird.

Ob wir Menschen so bleiben.

Ignorant, ausgrenzend, egoistisch.

Manchmal frage ich mich, warum Menschen so herzlos sein können.

Warum wir uns selbst wichtiger nehmen als unsere Mitmenschen.

Keine Gleichberechtigung da ist.

Manchmal frage ich mich, wie es kommt, dass wir so wenig tun.

Wie wir unser Leben leben können bei so viel Leid.

Einfach wegsehen und weiterleben.

Solidarität ist ein schönes Wort.

Gelebte Solidarität eher selten.

Unsere kleine Welt erscheint uns so wichtig.

Sie ist wichtig.

Wir drehen uns um uns selbst.

Sehen nur uns.

Unsere Mitmenschen sind in weiter Ferne.

„Wenn jede*r an sich denkt, ist an alle gedacht.“

Lachen wir.

Sagen wir.

Um unsere nicht vorhandene Nächstenliebe und Hilfe zu rechtfertigen.

Ich sehe mir ein Video an.

„A short story of Moria.“

Die Situation der Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos.

Ich kann fast nicht hinsehen.

Bin entsetzt von all dem Leid.

Bin schockiert vom Handeln der griechischen Polizei.

Kann die EU-Gesetze nicht nachvollziehen.

Die die Menschen machen, die ein Zuhause haben.

Ein Dach über dem Kopf.

Genug zu essen.

Für uns so normal.

Für viele andere aber nicht.

Wir wollen das nicht wissen.

Unsere Augen verschließen.

Und irgendwie doch hinsehen.

Aus Interesse?

Neugier?

Nächstenliebe?

Aber was bedeutet Nächstenliebe überhaupt?

Ich sehe die von mir so weit entfernten Geflüchteten.

Ich sehe die alte Frau aus der Nachbarschaft, die niemanden hat.

Ich sehe meine Schüler*innen mit all ihren großen und kleinen Sorgen.

Ich sehe die Obdachlosen in meiner Stadt.

Ich sehe meine Freundin, die meinen Trost braucht.

Ich sehe so viel Not.

In meiner nächsten Nähe.

Weit entfernt.

Und ich weiß nicht, was ich tun soll.

Wo soll ich anfangen?

Wem helfen?

Wen unterstützen?

Für wen da sein?

Neben Arbeit, Familie und mir selbst?

Manchmal verzweifle ich bei diesen Gedanken.

Weil sie mich überfordern.

Dann beruhige ich mich wieder.

Weil ich schon einiges mache.

Manchmal beruhigt das mein Gewissen.

Manchmal jedoch fühle ich mich schlecht.

Weil ich das Gefühl habe, noch mehr tun zu können.

Zu müssen.

Weil mir meine eigene kleine Welt so wichtig ist.

Ich mein Leben auch genießen will.

Und dies auch kann.

Im Gegensatz zu anderen Menschen.

Warum geht es mir so gut?

Warum habe ich so viele Privilegien?

Warum hatte ich bisher so viel Glück in meinem Leben?

Warum trifft andere Menschen so viel mehr Leid?

Ich verzweifle an diesen Fragen.

Habe keine Antworten darauf.

Muss es wohl einfach so akzeptieren.

Und meine privilegierte Situation nutzen.

Um für andere da zu sein.

Helfen und unterstützen wo ich kann.

Ohne Druck.

Ohne schlechtes Gewissen.

Mein Umfeld bereichern.

Ich wünsche mir offene Herzen.

Für mich und andere.

Ich wünsche mir mehr Nächstenliebe.

Weniger Ausgrenzung und Macht.

Ich wünsche mir mehr Achtung.

Der Menschenwürde.

Aller Menschen.

Ich wünsche mir ein rassismuskritisches Denken.

Das Bewusstwerden und Ändern unserer rassistischen Sozialisation.

Ich wünsche mir ein genaues Hinsehen.

Auf die Missstände dieser Welt.

Ich wünsche mir einen differenzierten Blick auf die politische Wahl.

Ein Gespür für die Wahlprogramme von Parteien.

Ein Blick auf Diskriminierung und Ausgrenzung.

Manchmal frage ich mich, warum Menschen tun, was sie tun.

Warum Menschen, die anders aussehen, ausgeschlossen werden.

Einzelschicksale ignoriert werden.

Ich verstehe es einfach nicht.

Ich verstehe es wirklich nicht.

Wie schön wäre die Welt, wenn wir alle begreifen würden:

Jeder Mensch hat den gleichen Wert.

Jede*r darf denken und fühlen, wie er/sie will.

Jede*r ist gleichberechtigt und frei.

Jeder Mensch hat eine Daseinsberechtigung.

Unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Sozialisation.

Wir sind ALLE Menschen.

Du und ich.

Niemand ist schlechter oder besser.

Wir sind alle wunderbar gemacht.

Wunderschön.

Wertvoll.

Geliebt.

Manchmal frage ich mich, warum das so schwer zu verstehen ist.

Manchmal frage ich mich, wie es weitergehen soll.

Manchmal habe ich Hoffnung.

Manchmal.

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