Ein Kopf voller Gedanken

Elternzeit mal anders

 

Gedanken über die Elternzeit

Mit dem zweiten Kind schwanger.

Arbeit und Familie läuft – beide Teilzeit.

Tochter teils bei den Großeltern, teils bei uns.

Bald wird sich das Leben wieder ändern.

Wieder Mutterschutz, wieder Stillzeit, wieder raus aus dem Job.

Für mich als Mama.

Mein Mann kann weiter arbeiten gehen, wie immer.

Er kann ja nicht stillen.

Und muss sich nicht von einer Geburt erholen.

Also ist für mich wieder 100% Familienzeit angesagt.

Und das ist auch gut so.

Wir wollen ja noch ein Kind.

Aber ich muss mir eingestehen: Ich habe Angst vor dieser Zeit.

Zeit mit Kindern ist zu einem sehr großen Teil Selbstaufgabe.

Die selbstbestimmte Zeit hatte ich gerade erst wieder zurückgewonnen.

Also wird neu überlegt:

Wie gestalten wir unsere Elternzeit?

Wie lange bleibe ich zuhause, wie lange mein Mann?

Das ist doch ganz klar, würden jetzt viele sagen.

Dein Mann hat doch nur diese zwei Monate.

Und da geht ihr am besten reisen oder baut ein Haus.

Dann ist es für den Mann halt zwei Monate Hausbauzeit.

Und nicht Elternzeit.

Aber die Zeit mit Kindern ist ja auch Selbstaufgabe.

Dann lieber am Haus werkeln.

Selbstbestimmt.

Für uns war und ist diese Aufteilung jedoch nicht klar.

Wie man die insgesamt 14 Monate bezahlte Elternzeit aufteilt, bleibt jedem selbst überlassen.

Der deutsche Staat ermöglicht jedem Elternteil drei Jahre Elternzeit pro Kind.

Und davon insgesamt 14 Monate mit Elterngeld.

Wenn beide Elternteile Elternzeit in Anspruch nehmen.

Bei unserem ersten Kind war ich die ersten fünf Monate zu Hause.

Dann war mein Mann vier Monate zu Hause.

Danach haben wir beide in Teilzeit gearbeitet.

Ja, auch das geht.

Auch Männer können in Teilzeit arbeiten.

Das haben wir Frauen nicht gepachtet.

Aber wenn der Mann doch mehr verdient?

(Warum ist das eigentlich meistens so?

Aber dazu ein anderes Mal mehr…)

Und wenn er doch Karriere machen will?

Und was ist mit uns Frauen?

Warum wird es uns schwerer ermöglicht, beides zu haben: Familie und Beruf?

Vielleicht bedeutet die Kleinkindphase für beide Elternteile ein gewisser Karriereverzicht.

Meist bleibt davor oder danach ja noch genug Zeit dafür.

Aber für beide.

Wir Frauen haben es wegen unserer Ausfälle meist viel schwerer, in der Arbeitswelt zu bleiben bzw. Fuß zu fassen.

Aber vielleicht wollen wir genau das auch?

Es wird Zeit (finde ich), Familie und Partnerschaft neu zu denken.

Über Möglichkeiten zu sprechen, an die man vielleicht zuerst gar nicht denkt.

Möglichkeiten zu überdenken, um neue Blickwinkel zu bekommen.

Perspektiven zu wechseln und wieder Verständnis für die Beschäftigung des Anderen zu gewinnen.

Möglichkeiten auszureizen, damit alle Beteiligten zufrieden sind.

Mann, Frau, Kinder.

Und: Es gibt mehr Möglichkeiten als man denkt!

Und deshalb war für uns erstmals alles möglich, als wir unser zweites Kind erwarteten.

Klar, der Mutterschutz ist vorgeschrieben und enorm wichtig.

Eine Schwangerschaft und eine Geburt sind sehr kräftezehrend.

Aber danach ist (fast) alles möglich.

Wir haben darüber nachgedacht.

Entschieden, dass ich nach dem Mutterschutz noch vier Monate zuhause bleiben werde.

Damit ich voll stillen kann (falls es funktionieren sollte).

Und mein Mann sein Projekt bei der Arbeit noch weiterbringen und größtenteils abschließen kann.

Aber am Freitagnachmittag wird er sich um die Kinder kümmern, damit ich an meinen Träumen und Visionen arbeiten kann.

Um weiterzukommen, nicht stehen zu bleiben.

Meine Ideen zu sortieren und zu einem Projekt heranwachsen zu lassen.

Das ist der jetzige Zeitpunkt.

Unser Sohn ist vor vier Monaten geboren.

Ich bin in Elternzeit, mein Mann arbeitet und mir gehört der Freitagnachmittag.

Und in zwei Monaten haben wir beide Elternzeit.

Auf diese Zeit freue ich mich ganz besonders.

Weil wir uns etwas Besonderes überlegt haben:

Elternzeit mal anders.

Ab Mitte Juli gehen wir für sechs Monate nach Berlin.

Wir arbeiten ehrenamtlich in einem sozial-kulturellen Projekt mit.

In der blu:boks BERLIN.

Wow, das ist ja eine tolle Idee, so die meisten.

Toll, dass ihr das wagt.

Und das geht?

So andere.

Findet dein Mann danach wieder Anschluss bei der Arbeit?

(A propos: Warum fragt mich das keiner?

Ah, ich vergaß: Ich bin eine Frau und dazu noch Lehrerin!)

Ja, das geht.

Weil das Gesetz Elternzeit für beide Elternteile vorsieht – also muss der Arbeitgeber dies ermöglichen.

Bei uns Frauen geht dies meistens problemlos.

In Berlin werden wir beide zu jeweils circa 40% arbeiten und die andere Zeit wird Familienzeit sein.

So können wir Neues entdecken.

Unseren Horizont erweitern.

Arbeit und Familie vereinbaren.

Viel Zeit auch als komplette Familie verbringen.

Elternzeit mal anders.

Möglichkeiten überdacht und Neues gewagt.

Wir sind gespannt, was diese Zeit uns an Erfahrungen bietet.

Ich freue mich darauf.

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